Seit Anfang 2022 waren rasant steigende Bauzinsen zu beobachten. Was das für Immobilienbesitzer und Hausbauer bedeutet, wie Sie sich jetzt noch günstige Baukredite sichern und sich vor der Zinswende schützen können, erfahren Sie im Folgenden.
Was Sie wissen müssen
- Die Bauzinsen sind seit Anfang 2022 gestiegen, nachdem sie zuvor gesunken waren.
- Der Anstieg der Bauzinsen wird durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges, der Inflation und steigende Zinsen in der Eurozone verursacht.
- Die Bauzinsen haben sich im Jahresvergleich 2021-2022 vervierfacht, sind aber historisch gesehen immer noch niedrig.
- Die steigenden Bauzinsen haben Auswirkungen auf die Baufinanzierung, erfordern eine höhere Eigenkapitalquote und können zu höheren Tilgungsraten oder einem längeren Tilgungszeitraum führen.
- Die gestiegenen Bauzinsen führen auch zu höheren Preisen für Baustoffe, Energiekosten, Handwerkerleistungen und Baugrund.
Wie Sie vorgehen können
- Wählen Sie bei der Baufinanzierung eine höhere Anfangstilgung und eine möglichst lange Zinsbindung, um das Zinsänderungsrisiko zu verringern.
- Schließen Sie einen Bausparvertrag ab, um sich günstige Bauzinsen mit langer Zinsbindung zu sichern und staatliche Förderungen zu nutzen.
- Kümmern Sie sich frühzeitig um eine Anschlussfinanzierung, um von den aktuellen niedrigen Zinsen zu profitieren, und vergleichen Sie verschiedene Anbieter.
- Verwenden Sie ein Forward Darlehen, um sich die aktuellen günstigen Zinsen auch für die Zukunft zu sichern.
Seit längerer Zeit befanden sich die Bauzinsen im Sinkflug, doch Anfang 2022 hat sich eine deutliche Trendwende abgezeichnet und die Bauzinsen steigen wieder. Hier finden Sie unsere Bauzinsen Prognose.
Im Jahresvergleich von 2021-2022 haben sich die Bauzinsen vervierfacht, was den größten Sprung seit 1999 darstellt. Dennoch muss man sagen, dass die Bauzinsen im historischen Vergleich immer noch niedrig ausfallen. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass diese jedoch weiter steigen werden.
Aus unserer Sicht hängen die steigenden Bauzinsen mit den den Folgen der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der daraus entstandenen Inflation zusammen. Hinzu kommt ein allgemein steigendes Zinsniveau in der gesamten Eurozone. Eine länger anhaltende Inflation führt zu einer restriktiveren Geldpolitik der Notenbanken, welche die Zinsen am Kapitalmarkt steigen lässt, die Leitzinsen werden durch die EZB erhöht, was wiederum in höheren Bauzinsen resultiert.
Hinzu kommen gestiegene Preise von…
- Baustoffen
- Energiekosten
- Handwerkern (aufgrund von mangelnder Handwerker)
- Baugrund
Was bedeuten die steigenden Bauzinsen für Häuslebauer?
Alle, die demnächst planen, den Traum vom Eigenheim zu realisieren, müssen mit höheren Zinsen für die Baufinanzierung, einer größeren Eigenkapitalquote sowie höheren Tilgungsraten und/oder einem längerem Tilgungszeitraum rechnen. Sie sollten jetzt Konditionen vergleichen und die Auswirkungen eines weiteren Zinsanstiegs durchrechnen, um das Zinsänderungsrisiko abwägen zu können.
Beispielrechnung: Steigen bei einem Nettodarlehensvertrag von 200.000€ die Zinsen um 1% an, so kommt es monatlich zu einer Mehrbelastung von 167€ und jährlich von 2.000€. Steigen die Zinsen um 2%, so ist mit einer monatlichen Mehrbelastung von 333€ und jährlich von 4.000€ zu rechnen.
Wie kann ich mich vor steigenden Bauzinsen schützen?
Ist der Traum vom Eigenheim damit für viele Menschen geplatzt? Wir zeigen vier Möglichkeiten, wie Sie sich vor steigenden Bauzinsen schützen zu können. Wir nennen hier nicht nur die Möglichkeiten eines Bausparvertrags, sondern auch die möglichen Alternativen zum Bausparvertrag wie eine Baufinanzierung.
Sie haben weitere Tipps, wie man sich schützen kann? Lassen Sie es uns gerne in den Kommentaren wissen!
1. Baufinanzierung Anfangstilgung & längere Zinsbindung
Als Erstes wird von Experten und Expertinnen geraten, aufgrund der steigenden Zinsen bei der Baufinanzierung eine höhere Anfangstilgung zu wählen.
Je höher diese ist, desto schneller können Sie das Darlehen zurückzahlen. So ist es wahrscheinlicher, dass nach Ende der vereinbarten Kreditlaufzeit wenig Restschuld übrig und das Zinsänderungsrisiko niedrig bleibt. Die Restschuld muss in einer Anschlussfinanzierung mit vielleicht deutlich schlechteren Konditionen zurückgezahlt werden – im Angesicht der steigenden Bauzinsen durchaus möglich.
Außerdem wird aktuell zu einer möglichst langen Zinsbindung geraten. Die aktuell noch niedrigen Bauzinsen sollten sich Bausparer angesichts der Trendwende zum Anstieg so lange wie möglich sichern, am besten 15 Jahre oder noch länger.
Bei Dr. Klein ist beispielsweise eine Immobilienfinanzierung mit einer Sollzinsbindung von 30 Jahren möglich.
Zur Immobilienfinanzierung von Dr. Klein
2. Bausparvertrag abschließen
Planen Sie in den nächsten Jahren einen Hausbau oder die Modernisierung einer Immobilie? Gerade in Zeiten von steigenden Bauzinsen ist das Abschließen eines Bausparvertrags sinnvoll. Denn noch können Sie sich dadurch günstige Bauzinsen mit langer Zinsbindung sichern. Mit dem Abschluss eines Bausparvertrages wird ein fester Zinssatz auf das Bauspardarlehen festgesetzt (der Bausparvertrag ist auch sinnvoll für Rentner).
Auch wenn die Zinsen weiter steigen – mit einem Bausparvertrag behalten Sie die günstigen Bauzinsen bei und Sie können staatliche Förderungen nutzen. Hinzu könnten weitere Vermögenswirksame Leistungen kommen. So können Sie den Zinserhöhungen zuvorkommen und bei der Immobilienfinanzierung Geld sparen.
3. Vorzeitig um die Anschlussfinanzierung kümmern
Der Festzins Ihres Baukredits läuft aus und es ist noch eine Restschuld zu tilgen? Dann müssen Sie sich um eine Anschlussfinanzierung kümmern. Mit dem Anstieg der Bauzinsen macht es Sinn, sich schon frühzeitig umzusehen und verschiedene Anbieter zu vergleichen, um diese zu guten Konditionen und mit den aktuell noch niedrigen Zinsen zu erhalten.
Wir raten Ihnen, nicht auf das Angebot Ihrer Bank/Bausparkasse zu warten, sondern selbst nach günstigen Anbietern auch bei anderen Banken zu recherchieren. Bei der aktuellen Zinsentwicklung kann es sinnvoll sein, sich bis zu drei Jahre vor Ende der Zinsbindung zu informieren.
So können Sie sich beispielsweise bei interhyp zu Ihrer bevorstehenden Anschlussfinanzierung beraten lassen. Hier ein interessanter Erfahrungsbericht zu dem Anbieter.
Zur Anschlussfinanzierung von interhyp
4. Forward Darlehen verwenden
Eine letzte Möglichkeit, sich vor steigenden Bauzinsen zu schützen, ist das sogenannte Forward Darlehen. Dieses ist vor allem für Kreditnehmer geeignet, bei denen in ein bis drei Jahren eine Anschlussfinanzierung ansteht und die das Darlehen bereits vor Ende der Laufzeit des alten Kredits abschließen möchten. Damit können Sie sich die aktuell noch günstigen Zinsen auch längerfristig sichern. Mit der Bank/dem Kreditgeber wird schon vor Ablauf der derzeitigen Zinsbindung vereinbart, dass die aktuellen Zinsen auch für die Anschlussfinanzierung gelten.
Bei sinkenden oder stagnierenden Bauzinsen ist ein Forward Darlehen in der Regel teurer als eine normale Anschlussfinanzierung. Doch dieses ist gerade dann vorteilhaft, wenn sich die aktuellen Zinsen auf einem Tief befinden und von künftig weiter steigenden Bauzinsen ausgegangen wird, so wie es aktuell der Fall ist. Günstige Forward Darlehen gibt es beispielsweise bei Dr. Klein, welche 2021 als bester Finanzdienstleister ausgezeichnet wurde.
Zum Forward Darlehen bei Dr. Klein
Forward Darlehen oder Bausparvertrag?
Sie könnten auch einen Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung bzw. Forward Darlehen nutzen. Der Vorteil hiervon ist, dass Sie diesen bis zu 15 Jahre im Voraus abschließen können und Sie sich so die aktuell günstigen Bauzinsen auch in Zukunft sichern. Im Gegensatz zum Forward Darlehen sind Sie bei Zuteilungsreife nicht dazu verpflichtet, den Bausparkredit anzunehmen, können den Bausparvertrag vorzeitig kündigen und das angesparte Geld auch für andere Zwecke ausgeben.
Ein großer Nachteil daran, einen Bausparvertrag als Anschlussfinanzierung zu verwenden, ist jedoch die Zuteilungsreife. Läuft Ihre erste Baufinanzierung aus, so wird zu einem bestimmten Datum die Restschuld fällig. Sie müssen sich also frühzeitig um eine erneute Anschlussfinanzierung kümmern, die bei den steigenden Zinsen bei der Baufinanzierung deutlich schlechtere Konditionen aufweisen könnte.
Fazit: Jetzt vorsorgen, statt abwarten
Steigen die Bauzinsen wieder? Die Trendwende ist da, die Bauzinsen steigen und werden auch in den nächsten Jahren laut Bauzins Prognose 2022 weiter steigen.
Deswegen lohnt sich bei den aktuell noch niedrigen Bauzinsen umso mehr der Abschluss eines Bausparvertrags mit höherer Anfangstilgung, langen Laufzeiten sowie eine Anschlussfinanzierung mit einem Forward Darlehen. So kann der Bauzinsen Anstieg zumindest teils umgangen werden.
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