Wertpapierkredite sind seit Jahrzehnten bei manchen Banken erhältlich. Kunden leihen sich Geld, während Wertpapiere im Depot als Sicherheit dienen. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert das sogenannte Krypto-Lending, bei dem aufgrund einer Kryptowährung als Sicherheit Kredite vergeben werden. Wie das funktioniert und ob es sich lohnt, mit geliehenem Geld auf Kryptos zu spekulieren, erfahren Sie in unserem Beitrag.
- Beim Krypto-Lending werden in der Regel Kredite von Privatpersonen zur Verfügung gestellt, die als Anleger fungieren.
- Durchgeführt wird das Krypto-Lending von Anbietern, die Kapitalgeber und Kapitalsuchende – meistens über eine Plattform – zusammenbringen.
- Für Anleger (Kreditgeber) bestehen beim Krypto-Lending eine Reihe von Risiken, wie zum Beispiel das sogenannte Counterpart-Risiko und die Aufbewahrung der Coins.
- Wenn Sie das Krypto-Lending interessiert, sei es als Anleger oder Kreditnehmer, suchen Sie zunächst nach einem Anbieter bzw. einer Plattform.
- Achten Sie darauf, wie die Bedingungen beim Verleih des Geldes sind, zum Beispiel im Hinblick auf die Beleihungsquote.
- Vergleichen Sie die Angebote, denn die Zinsen für das geliehene Geld unterscheiden sich je nach Anbieter teilweise deutlich voneinander.
Wie funktioniert das Krypto-Lending?
Mit dem Krypto-Lending ist ein Kredit gemeint, der gegen das Hinterlegen von Kryptowährungen als Sicherheit vergeben wird. Von der Funktionsweise her funktioniert Krypto-Lending ähnlich wie das bekanntere Crowdlending, welches ebenfalls über spezielle Anbieter und Plattformen stattfindet. Während auf der einen Seite Anleger ihr Geld (Euro oder Kryptowährungen) verleihen und dafür einen Zins erhalten, nutzen die Kreditnehmer andererseits die erhaltenen Mittel für ihre Zwecke. Häufig wird versucht, mit dem geliehenen Geld oder der Kryptowährung durch die Spekulation auf digitale Währungen wie dem Bitcoin Gewinne zu erzielen.
Im Unterschied zum Wertpapierkredit treten beim Krypto-Lending keine Banken als Kreditgeber auf, sondern meistens handelt es sich um Privatpersonen. Besichert werden die Kredite durch Kryptowährungen, die der Kreditnehmer in seine Wallet (virtuelle Geldbörse zur Verwahrung von Kryptowährungen) hat. Beim Krypto-Lending gibt es also stets zwei Parteien: Den Kreditsuchenden und einen bzw. mehrere Anleger, die als Kreditgeber fungieren.
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Zusammengefasst sehen die Schritte beim Krypto-Lending wie folgt aus:
- Anmelden beim Anbieter / auf der Plattform
- Angebote mit entsprechenden Konditionen vergleichen
- Projekt starten und Geld leihen (Kreditnehmer) bzw. Geld verleihen (Anleger)
- Kryptowährungen als Sicherheit hinterlegen
- Zinsen an den Kreditgeber (Anleger) zahlen
- Kredit zurückzahlen (entweder in Euro oder einer Kryptowährung)
Warum überhaupt einen Kredit aufnehmen?
Wenn Sie Kryptowährungen besitzen, stellt sich die Frage, warum Sie überhaupt einen Kredit in Form von Krypto-Lending aufnehmen möchten. Der Grund ist recht einfach: Durch die Aufnahme des Kredites gelangen Sie an liquide Mittel, ohne den Bestand an Coins verkaufen zu müssen. Das Veräußern ist unter Umständen nämlich keine gute Option, wenn Sie mit den Cryptocoins im Minus liegen oder mit zukünftig steigenden Kursen rechnen.
Der durch das Krypto-Lending zufließende Geldbetrag wird häufiger genutzt, um davon neue Kryptowährungen zu kaufen und auf steigende Kurse zu spekulieren. In der Variante funktioniert Krypto-Lending ähnlich wie ein Wertpapierkredit. Dort wird das geliehene Geld häufig in Aktien oder andere Wertpapiere investiert – beim Krypto-Lending stattdessen in den Bitcoin, Ethereum oder andere Coins.
Was sind die Vorteile beim Krypto-Lending?
Bei den Vorteilen ist im Hinblick auf das Krypto-Lending zu differenzieren, ob diese für Anleger (Kreditgeber) oder Kreditnehmer gelten. Danach differenziert zeichnet sich der Kredit gegen eine Kryptowährung als Sicherheit durch folgende Vorzüge aus:
- Keine Bonitätsprüfung
- Schnelle und unkomplizierte Kreditaufnahme
- Auszahlung des Kredites in zahlreichen Ländern möglich (keine Beschränkung auf nationale Anbieter)
- Gute Rendite in Form von Zinsen für den Kreditgeber
- Kryptowährung als Sicherheit vorhanden
Das geliehene Geld fließt beim Krypto-Lending nicht immer in Form von Fiat-Währungen wie dem Euro. Darüber hinaus werden alternativ häufiger Kryptowährungen verliehen, bei denen Kreditnehmer hoffen, dass sie im Wert steigen. In diesem Fall ergibt sich für den Nutzer des Kredites die Möglichkeit, die geliehenen Digitalwährungen zu einem höheren Preis zu verkaufen und so einen Gewinn zu generieren.
Was sind die Risiken beim Krypto-Lending?
Das Hauptrisiko besteht für den Kreditgeber darin, dass der Kurs der als Sicherheit hinterlegten Coins deutlich fällt. In dem Fall würde die Besicherung nicht mehr ausreichen, sodass weitere Kreditsicherheiten gestellt werden müssten. Zudem erzielt der Kreditnehmer unter der Voraussetzung keinen Gewinn mit der Spekulation auf einen Coin, zumal er zusätzlich aufgrund der zu zahlenden Kreditzinsen einen weiteren Verlust erleidet. Im Überblick sind folgende Gefahren beim Krypto-Lending zu beachten:
- Wert der Kryptowährung als Sicherheit kann erheblich fallen
- Counterparty-Risiko → Was macht der Anbieter (Plattform) eigentlich mit den hinterlegten Cryptocoins?
- Unzureichend gesicherte Aufbewahrung der Coins (Risiko Hacker-Angriff etc.)
Wie hoch ist die Beleihungsquote beim Kredit gegen Kryptowährungen?
Nicht nur bei Wertpapieren, die von Banken als Sicherheit für einen Kredit verpfändet werden, gibt es eine Beleihungsquote. Ähnliches trifft auf Kredite zu, bei denen Kryptowährungen als Sicherheit dienen. Aufgrund der hohen Volatilität (Schwankungsbreite) der Kurse digitaler Währungen fallen die Grenzen der Beleihung eher niedrig aus.
Die sogenannte Loan-to-Value-Ratio (LTV) als Beleihungswert bestimmt das Verhältnis zwischen Kreditsumme und der Kryptowährung als Sicherheit. Häufig beläuft sich dieser Wert auf 50 Prozent. Das bedeutet, dass die verliehene Geldsumme lediglich die Hälfte des aktuellen Gegenwertes der Kryptowährungen ausmacht.
- Gegenwert der Kryptowährungen: 20.000 Euro
- LTV: 50 %
- Kreditsumme: 10.000 Euro
Beispielrechnung: Kann Kryto-Lending zur Spekulation funktionieren?
Wenn wir davon ausgehen, dass die Kryptowährungen als hinterlegte Sicherheit existieren, lohnt sich Kryto-Lending für Anleger als Kreditgeber durchaus. Diese erhalten einen festgelegten Zinssatz dafür, dass sie entweder eine digitale Währung oder Fiat-Geld wie den Euro verleihen. Doch wie sieht es mit dem Kreditnehmer aus, der sich Geld leiht und damit andere Coins kaufen möchte?
- Kreditbetrag: 10.000 Euro
- Zinssatz (zu zahlen an Kreditgeber): 9 %
- Laufzeit: 1 Jahr
- Kaufkurs der Kryptowährung: 40,00 Euro
- Verkaufskurs: 50 Euro
Im Beispiel haben Sie sich 10.000 Euro gegen Hinterlegung Ihrer Kryptowährung als Sicherheit geliehen. Sie zahlen dafür an den Kreditgeber (Anleger) Zinsen in Höhe von neun Prozent, demzufolge bei einer Laufzeit von einem Jahr exakt 900 Euro. Von dem Geld kaufen Sie eine andere Kryptowährung zu einem Kurs von 40 Euro, erhalten somit 250 Coins.
Nach einem Jahr können Sie die digitale Währung zu einem Kurs von 50 Euro verkaufen, erzielen somit einen Gewinn in Höhe 2.500 Euro. Sie haben demnach einen Gewinn nach Abzug der Kreditkosten von 1.600 Euro erzielt. Dieses Beispiel ist natürlich nicht repräsentativ. Wäre der Kurs der Kryptowährung lediglich um beispielsweise zwei Euro gestiegen, würden die Kreditkosten den Gewinn übersteigen und das Krypto-Lending hätte sich nicht gelohnt – im Gegenteil.
Mit welchen Kryptowährungen kann sich Krypto-Lending rentieren?
Wer Krypto-Lending nutzt, um das geliehene Geld in digitale Währungen zu investieren, der geht auf der einen Seite ein hohes Risiko ein. Das bedeutet, dass diese Form der Kreditleihe lediglich für risikofreudige Spekulanten geeignet ist. Zudem lassen sich heutzutage in der Mehrheit nur noch relativ kleine Coins mit einem niedrigeren Preis gut hebeln, sodass dort Chancen auf höhere Gewinne existieren.

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