Könnten Euro-Banknoten bald aus Kunststoff statt aus Baumwollpapier bestehen? Weltweit setzen immer mehr Länder auf Geldscheine aus Plastik – langlebiger, sicherer und robuster als herkömmliche Geldscheine. Doch was steckt hinter diesem Trend? Welche Vorteile bieten Polymer-Banknoten, und warum hält die Europäische Zentralbank bisher am klassischen Material fest?
- Polymer statt Papier: Kunststoff hat sich bei Banknoten als Alternative zum Sicherheitspapier entwickelt.
- Haltbarkeit: Kunststoffgeld weist eine längere Lebensdauer auf.
- Sicherheit: Mit Polypropylen lassen sich Sicherheitsmerkmale besser umsetzen.
- Verbreitung: Mit Polymergeld kommen Sie unter anderem in Großbritannien, Australien und Süd- sowie Zentralamerika in Kontakt.
Die Einführung von Kunststoffgeldscheinen in der Welt
Traditionell bestehen Geldscheine aus Papier. Daher stammt auch der Begriff des Papiergeldes, den viele als Synonym für Banknoten verwenden. Heute handelt es sich wie bei den Euro-Scheinen meist um Sicherheitspapier, das auf Baumwolle basiert.
Geldscheine aus Kunststoffmaterialien stellen die Alternative dar. Sie bilden weiterhin eine Minderheit, finden aber zunehmende Verbreitung. Die Wurzeln dieses Trends reichen einige Jahrzehnte zurück: In Australien sowie in den USA entwickelten Akteure wie die australische Forschungsbehörde CSIRO und das US-Unternehmen DuPont die ersten Banknoten aus Kunststoff. CSIRO setzte hierbei auf Polypropylen, DuPont auf synthetisches Polymer.
Die Bemühungen von DuPont erwiesen sich als erfolgreich, der Konzern ließ sein Fertigungsverfahren unter der Marke „Tvyrek“ patentieren. Einige Länder Zentral- und Südamerikas nutzten diese Technologie ab Anfang der 1980er und stellten vor allem Geldscheine mit geringen Werten auf Kunststoff um.
- Haiti
- Venezuela
- El Salvador
- Costa Rica
- Ecuador
- Honduras
Das beschränkte sich aber auf wenige Banknoten und war nur von kurzer Dauer. In der Praxis zeigten sich einige Mängel bei der Griffigkeit und der Anhaftung von Farben. Ein weiterer Nachteil: Es ließen sich kaum Sicherheitsmerkmale einbauen. Der Durchbruch des Kunststoffgeldes erfolgte erst später mit innovativeren Produktionsverfahren.
Trendwende: Erste Länder stellen auf Polymer-Scheine um
Nach diesen Rückschlägen in den 1980ern nahm die Entwicklung von Polymer-Banknoten Fahrt auf. Ein Meilenstein erfolgte im Jahr 1996: Australien war das erste Land, dass in diesem Jahr einen vollständigen Satz an Banknoten aus Plastik herausgab. Drei Jahre später zog Rumänien als erstes europäisches Land nach.
- Neuseeland
- Kanada
- Vietnam
Trend zum Plastikgeld: Länder, die auf Kunststoffgeldscheine setzen
Die Liste an Ländern, die bereits über einzelne Plastikgeldscheine verfügen, ist wesentlich länger. Beispiele sind Mexiko, China, Indien, Großbritannien und Indonesien. Manche dieser Länder planen die vollständige Umstellung.
Großbritannien präsentierte zum Beispiel im Jahr 2016 die erste 5-Pfund-Note aus Polymer, während ein Land wie Kanada die Umstellung bereits 2013 vollständig abgeschlossen hatte. Chinas Notenbank führte zum Beispiel 2024 eine Polymer-Banknote ein. Beim Blick auf die Entwicklung in diversen Ländern zeigt sich ein eindeutiger Trend hin zum Kunststoffgeldschein.
Sicherheitsmerkmale bei Plastikscheinen: Beispiele und Entwicklung
Bei der Entwicklung und Produktion von Banknoten genießt die Sicherheit höchste Priorität. Ein Grund für die ersten Plastikschein-Forschungen in den 19070ern war das Aufkommen von Farbkopierern: Mit Kunststoffgeld suchten Akteure eine fälschungssichere Alternative zum Papiergeld.
Die technische Entwicklung befindet sich jedoch im steten Fluss. So gelang es damals, Papierscheine mit neuen Sicherheitsmerkmalen fälschungssicherer machen. Das reduzierte vorübergehend die Notwendigkeit von Plastikgeld.
Heute ergibt sich folgendes Bild:
- Banknoten aus Sicherheitspapier weisen hohe Sicherheitsstandards auf.
- Polymer-Geldscheine bieten aber die Möglichkeit, weitere Sicherheitsmerkmale zu realisieren beziehungsweise diese mit geringerem Aufwand einzubauen.
Ein wesentliches Merkmal von Polymer-Banknoten ist ein durchsichtiges Fenster, das häufig unterschiedliche Stufen der Transparenz und Extras wie ein Hologramm aufweist. Meist finden sich auf diesen Fenstern beidseitig dünne Folien, welche die Fälschungssicherheit zusätzlich erhöhen. Die zugrundeliegende Idee für diese Sichtfenster ist vergleichsweise einfach, der Effekt beeindruckt: Dieses Merkmal erschwert das Kopieren von Scheinen enorm.
Mittlerweile setzen auch die Hersteller von Banknoten aus Baumwollfasern auf diesen Schutz. Er lässt sich auch bei diesem Material weitgehend imitieren, die Verwirklichung mit Polymer gestaltet sich aber leichter. Die Schweizer Notenbank setzt deshalb auf einen Kompromiss: Sie stattet ihre Papierscheine mit einem Kern aus Polymer aus.
Darüber hinaus zeigt sich bei einem Vergleich, dass sich viele Sicherheitsmerkmale wie fluoreszierende Farben, Schattenbilder und Kippeffekte mit beiden Materialien realisieren lassen.
Haltbarkeit von Euro-Banknoten: Wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Haltbarkeit von Banknoten ist ein entscheidender Faktor für ihre Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Euro-Banknoten bestehen aus einer Mischung von Baumwollfasern und Leinen, wodurch sie strapazierfähiger sind als herkömmliches Papier. Dennoch unterliegen sie einem natürlichen Verschleiß, der von Faktoren wie Feuchtigkeit, mechanischer Belastung und Verschmutzung beeinflusst wird.
Studien zeigen, dass die durchschnittliche Lebensdauer einer Euro-Banknote je nach Nennwert variiert. Kleinere Scheine, die häufiger im Umlauf sind, halten in der Regel zwischen ein bis drei Jahren, während größere Nennwerte wie 50- oder 100-Euro-Noten eine Haltbarkeit von bis zu 10 Jahren erreichen können. Die Europäische Zentralbank setzt auf verschiedene Maßnahmen, um die Langlebigkeit zu verbessern, darunter spezielle Beschichtungen, die die Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuchtigkeit und Schmutz erhöhen.
Im Vergleich dazu haben Polymer-Banknoten eine deutlich längere Lebensdauer. In Ländern wie Australien oder Kanada, die vollständig auf Plastikgeld umgestellt haben, berichten Notenbanken von einer Haltbarkeit von bis zu 7 Jahren – ein entscheidender Vorteil hinsichtlich Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz. Kunststoffgeld ist zudem weniger anfällig für Einreißen oder Verschmutzung und bleibt auch bei widrigen Umweltbedingungen länger intakt.
Werden Euro Banknoten bald aus Kunststoff sein?
Bisher deutet nichts darauf hin, dass die Europäische Zentralbank auf Kunststoffgeldscheine umstellt. Aktuell entwickelt die EZB eine neue Serie von Euro-Banknoten, die sich unter anderem durch neue Designs und eine robustere Beschaffenheit auszeichnen. Zugleich hält die EZB an Baumwollfasern als Material fest. Die Zentralbank begründet dies insbesondere mit der Griffigkeit dieses Materials.
Es wird noch einige Jahre dauern, bis die neuen Euro-Geldscheine im Umlauf sind. Diese werden nach und nach die bisherigen Banknoten ersetzen und für die nächsten rund fünfzehn Jahren das Bargeld im Euroraum prägen. Erst in den späten 2030ern oder Anfang der 2040er wird die EZB eine neue Notenserie planen: Das ist der typische zeitliche Abstand bei der Herstellung neuer Scheine.
Konkret bedeutet dies im Hinblick auf einen potenziellen Kunststoffgeldschein: Falls sich die EZB beim nächsten Mal für Polymer-Banknoten entscheidet, werden Sie diese Scheine frühestens in den 2040ern in den Händen halten.
Wie sich die Diskussion bis dahin entwickelt, steht in den Sternen. Hier kommt es auch auf die technischen Entwicklungen bei beiden Herstellungsformen an. Innovationen können Baumwollfaser-Scheine genauso wie Polymer-Scheine verbessern. Das betrifft Aspekte wie Sicherheit, Handhabung und Nachhaltigkeit. Je nach Innovationen kann das Abwägen von Pro und Contras in die eine oder andere Richtung kippen.
Zwei weitere Punkte dürften die künftigen Debatten beeinflussen:
- Kosten einer möglichen Umstellung
- Akzeptanz bei den Bürgern
Einschätzung der Redaktion nach mutual-Prinzip
Was spricht für Kunststoff Banknoten?
Ein Vorteil von Plastikscheinen ist die längere Haltbarkeit. Das wirkt sich auch positiv auf die Umweltbilanz und die Kosten für die Notenbanken aus. Zudem lassen sich zusätzliche Sicherheitsmerkmale in die Banknoten einbauen.
Was spricht gegen Polymer Geldscheine?
Die Umstellung von Papier- auf Plastikgeld erfordert einen hohen Aufwand und geht mit relevanten Kosten einher. Die Hersteller der bisherigen Euro-Banknoten müssten zum Beispiel ihre gesamte Produktionstechnik umstellen, alternativ müsste die EZB neue Produktionspartner suchen.
Fazit
Die Entwicklung im Bereich Geldscheinen wird sich weiterhin regional unterscheiden. Das gilt für die Frage Papier versus Plastik genauso wie für andere Aspekte. Hier kommt es auf Überlegungen der jeweiligen Verantwortlichen und regionale Besonderheiten an. Ein weiteres Beispiel soll dies verdeutlichen: Während es im Euro-Raum keinen 1-Euro-Geldschein gibt, halten die USA trotz Inflation an ihrer 1-Dollar-Banknote fest. Die Rahmenbedingungen sind ähnlich, die Entscheidungen der Notenbanken fallen unterschiedlich aus.

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