Der Bezahldienst „Sofortüberweisung” hat eine lange Reise hinter sich und zählt zu den am häufigsten angebotenen Bezahldiensten bei den deutschen Onlinehändlern. Aber wie sicher ist der Dienst überhaupt und welche Daten werden hier gesammelt und gespeichert?
Das System „Sofortüberweisung“ gibt es bereits seit einer ganzen Weile und tatsächlich war es von Anfang an aus verschiedenen Gründen umstritten in Bezug auf die Frage, ob Sofortüberweisung sicher ist. Nun gibt es neue Regelungen die mehr Sicherheit bringen sollen und das System wird nach wie vor von sehr vielen deutschen Online Händlern für die Überweisung im Netz angeboten. Beides gute Gründe, noch einmal einen ausführlichen Blick auf die Zahlungsmethode zu werfen.
Die wichtigsten Infos: Was ist Sofortüberweisung?
An dieser Stelle wollen wir kurz die Fakten klären, was Zahlung per Sofortüberweisung bedeutet, ob Sofortüberweisung als sicher gilt etc.
1. „Sofortüberweisung“ wird von einer GmbH betrieben
Man sollte hier keine falschen Annahmen machen, das System „Sofortüberweisung“ hat nichts mit einem klassischen Bankinstitut zu tun, sondern gehört der Sofort GmbH, die das System auch entwickelt hat.
2. Sofortüberweisung ist günstig
Die Sofort GmbH hat lange damit geworben, dass sie den günstigsten Bezahlservice anbietet. So fallen beim Bezahlen per Sofortüberweisung eigentlich nie Gebühren an und wenn als Alternative nur das Zahlen per Kreditkarte zur Verfügung steht, kann es schon sein, dass Sofortüberweisung deutlich günstiger ausfällt. Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, wieso der Anbieter bzw. die Zahlungsmethode überhaupt noch Relevanz hat.
3. Es wird nichts sofort überwiesen
Der Name ist etwas irreführend, denn es wird nicht sofort Geld übermittelt. Wer im Internet mit Sofortüberweisung bezahlt, stimmt stattdessen zu, dass das Unternehmen prüft, ob man genug Geld zum Bezahlen auf dem Konto hat, anschließend wird dem Händler eine Bezahlbestätigung zugeschickt. So sorgt der Prozess dafür, obwohl das Geld nicht schneller fließt, dass der Händler die Ware schneller senden kann. Er muss nicht darauf warten, bis das Geld tatsächlich bei ihm eingeht.
4. Es müssen sensible Informationen übermittelt werden
Wenn der Verbraucher den Service nutzen will, muss er seine PIN und eine TAN Nummer an das Unternehmen geben, was der Hauptgrund für die anhaltende Kritik an dem System ist. Hier handelt es sich genau um die Daten, von denen einem jede Bank einschärft, man solle sie bloß mit niemandem teilen die Zugangsdaten zum Konto und Banking. Und man gibt sie wie gesagt nicht an eine Bank, sondern an ein profitorientiertes Unternehmen weiter.
Was ist das Problematische an diesem Umgang mit Daten?
Zunächst einmal ist es so, dass die Herausgabe der PIN seitens der Banken eigentlich gar nicht erlaubt ist. Es wird als grobe Fahrlässigkeit des Kunden gewertet, wenn man seine Zugangsdaten an dritte gibt. Wer etwa seine PIN jemandem auf der Straße verrät, der dann das Konto plündert, wird dafür selbst haften müssen.
Und so stellt sich auch bei der Sofort GmbH die Frage, wer dafür haftet, wenn es zu einem Missbrauch der Daten und finanziellen Verlusten für den Verbraucher kommt.
Zusätzlich bekommt das Unternehmen natürlich einen sehr tiefen Einblick in die Finanzdaten des Verbrauchers und so auch in Dinge wie sein Kaufverhalten, eventuelle Schulden etc. So besteht die Möglichkeit, stark spezialisierte Kundenprofile zu erstellen, die wiederum von großem Interesse für viele andere Unternehmen sein könnten – die Verlockung eines Datenmissbrauchs ist hier also hoch.
Das mag sich zunächst paranoid anhören, tatsächlich hat der NDR aber bereits 2011 entdeckt, dass die Sofort GmbH tatsächlich mehr tut, als einfach die Zahlung abzuwickeln bzw. das Banking zu übernehmen.
Es werden nämlich die Folgenden Informationen der letzten 30 Tage abgerufen:
- Alle Umsätze
- Der Dispokredit
- Zusätzliche Kontostände bei weiteren Konten bei derselben Bank
Damals rechtfertigte der Vorstand der SOFORT GmbH dies damit, dass überprüft werden müsse, ob der Kunde Überweisungen getätigt hat, die noch nicht vom Konto abgebucht seien. Nur so können man wirklich sicherstellen, ob das Konto ausreichend für eine Bestellung gedeckt ist.
Zahlung per Sofortüberweisung sicher: Was hat sich geändert?
Mit den besagten Punkten haben sich seit Jahren Gerichte befasst und 2017 kam es dann endlich zu einem endgültigen Beschluss durch den Bundesgerichtshof, der seit Januar 2018 auch in Kraft getreten ist.
Das Urteil viel dabei wie folgt aus: Der Service „Sofortüberweisung“ darf bei online Händlern nicht die einzig kostenlose Bezahlmethode sein. Außerdem werden Dienste wie „Sofortüberweisung“ in Zukunft der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht unterstellt, wodurch strengere Kontrollen gewährleistet sein sollen.
Inwiefern dies das Unternehmen tatsächlich daran hindert, ungestraft Daten seiner Nutzer mithilfe der Zugangsdaten abzufragen, wird sich zeigen aber es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
Welche Alternativen gibt es zu Sofortüberweisung?
Natürlich muss man das System erst gar nicht verwenden, wenn man sich nicht sicher ist, dass Sofortüberweisung sicher ist. Mittlerweile gibt es genügend Alternativen und vor allem auch Alternativen, die ebenfalls sehr günstig sind oder gar nix kosten.
Einmal gibt es da natürlich Paypal, den Anbieter, der in den letzten Jahren den kompletten Markt erobert hat, was Online Zahlungen angeht. Zwar ist das Zahlen per Paypal mit ein wenig mehr Aufwand verbunden – man muss sich zumindest erst anmelden/einen Account eröffnen – der Dienst ist aber an sich kostenlos und bietet eine Menge praktischer Funktionen.
Dann gib es natürlich noch die klassische Kreditkarte. Diese muss zwar vorher beantragt werden, kann danach aber natürlich in vielen Situationen hilfreich sein. Alle Konten mit gratis Kreditkarten findet man übrigens hier:
Kostenlose Girokonten im Vergleich
Und dann gibt es da noch Paydirekt. Ein Service der deutschen Sparkassen, der der zunehmenden Konkurrenz durch Paypal und Online Banken entgegen wirken soll. Der Service hat bisher Probleme, in Deutschland Fuß zu fassen, bietet aber dieselben Vorteile wie „Sofortüberweisung“, mit dem Unterschied, dass man seine Daten hier wirklich nur an die eigene Bank gibt.
Übrigens bieten beide Alternativen ebenfalls den Vorteil, dass der Online Händler sofort eine Zahlungsbestätigung bekommt. Es handelt sich also keinesfalls um ein Alleinstellungsmerkmal von „Sofortüberweisung“.
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2 Antworten
Mein Autohändler nimmt mein Fahrzeug zurück und will mir den Betrag per Sofortüberweisung auf mein Konto schicken. Wie erfahre Ich das sein Konto gedeckt ist?
Kann er etwas später die Sofortüberweisung wieder rückgängig machen? Seine Antwort das Geld mir Bar zu geben war:
Und ich mach Dienst nach Vorschrift …. kein Bargeld … und somit habe ich den Beleg das ich Ihnen Geld überwiesen
Bitte um Hilfe, mit freundlichen Grüßen koe
Guten Tag,
solange das Ganze vertraglich festgehalten ist, haben Sie ja auch etwas in der Hand. Und würde die Überweisung zurückgebucht, hätten Sie dafür auch einen Beleg in Form Ihrer Kontoauszüge/des Online Bankings. Allerdings sind wir natürlich keine Rechtsberatung, am besten wenden Sie sich vielleicht an die Verbraucherzentrale oder eine andere Form von Rechtsberatung, wenn Sie sich unsicher sind.
Mit besten Grüßen
die Redaktion