Einer der größten Vorteile von Kreditkarten dürfte ihre Bequemlichkeit sein. Man kauft mit ihnen irgendwo auf der Welt ein und zahlt am Ende eines Monats den entsprechenden Betrag zurück, meistens ohne eigenes Zutun. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, denn die Rückzahlung kann auf zweierlei Arten erfolgen: per Voll- oder Teilzahlung. Die Vollzahlung scheint zunehmend ins Visier der Banken zu geraten. Doch was verbirgt sich hinter den beiden Zahlmethoden und warum ist die Ratenzahlung, wie die Teilzahlung auch genannt wird, für Banken vorteilhaft? Wir klären auf.
Was Sie wissen müssen
- Die Zahlungen mit Kreditkarte werden entweder in Voll- oder Teilzahlungen beglichen.
- Bei der Vollzahlung werden am Ende des Monats alle mit der Kreditkarte getätigten Zahlungen vom Girokonto abgebucht.
- Bei Teilzahlung wird nur ein Teil der Summe abgebucht, der restliche Betrag wird in Raten abbezahlt.
- Wird diese Option genutzt, fallen Kosten in der Form von Zinsen an.
Wie Sie vorgehen können
- Prüfen Sie, ob bei Ihrer Kreditkarte Voll- oder Teilzahlung aktiviert ist.
- Wir empfehlen wenn möglich die Umstellung auf Vollzahlung.
- Wenn es nur die Teilzahlungsoption gibt, legen Sie einen festen, monatlichen Termin fest, um zu prüfen, ob noch Zahlungen ausstehen und begleichen Sie diese komplett.
Wie funktionieren Voll- und Teilzahlung bei Kreditkarten?
Im Grunde funktioniert die Vollzahlung einer Kreditkarte nach einem denkbar einfachen Prinzip: Nutzt ein Kunde für die Bezahlung seiner Einkäufe eine Kreditkarte mit Vollzahlungsoption, werden alle Verbindlichkeiten erfasst und am Ende eines Monats über das Girokonto beglichen. Meist passiert das vollautomatisch und ohne weitere Zuschläge.
Die Teilzahlungsoption bietet dem Kunden vermeintlichen Komfort. Anstatt am Monatsende den vollen Betrag direkt auszugleichen, wird zunächst nur ein gewisser Teilbetrag abgebucht, der in der Regel zwischen zwei und zehn Prozent der Abrechnungssumme beträgt. Den Großteil der Abrechungssumme können Sie vorerst stunden, also die Zahlung auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Ratenzahlung bei Kreditkarten ermöglicht Kunden also ein verzögertes Zahlungsziel. Dieses wird mit der Bank vereinbart und beträgt meistens mehrere Monate.
Wie profitieren Banken von der Teilzahlung bei Kreditkarten?
Eine Medaille hat immer zwei Seiten, da bildet auch die Teilzahlung bei Kreditkarten keine Ausnahme. Für noch offene Beträge erheben die Banken nämlich meistens einen hohen Sollzins. Dieser liegt laut einer Untersuchung des „Finanztest“-Magazins zwischen 12 und 23 Prozent. Damit übersteigen die Sollzinsen sogar die Dispozinsen gängiger Girokonten, die in der Regel zwischen 4 und 14 Prozent liegen.
Gerade bei regelmäßiger Nutzung kann die Teilzahlung bei Kreditkarten also zur versteckten Kostenfalle werden. Es wäre demnach wohl umsichtiger, den Revolving Kredit, wie die Ratenzahlung in Fachkreisen noch genannt wird, zu umgehen und auf die Vollzahlungsmethode zurückzugreifen. Genau das wollen Kreditkarten-Betreiber aber möglichst unterbinden, weshalb die Vollzahlung bei manchen Karten nur mit Aufwand möglich ist.
Möglichkeiten, die Teilzahlung bei Kreditkarten zu umgehen
Bei vielen Kartenanträgen ist die Option auf Teilzahlung voreingestellt. Deshalb sollten Sie beim Erwerb einer Kreditkarte darauf achten, die Vollzahlung auszuwählen oder die Ratenzahlung bei Ihrem Antrag komplett ausschließen.
Ob Teilzahlung bei Kreditkarten besteht, hängt vom Kartentyp ab
Zwischen welchen Zahlungsoptionen man wählen kann, hängt neben den Geschäftsbedingungen der Bank auch von der Art der Kreditkarte ab. Bei Belastung von Debit-Karten beispielsweise funktioniert die Rückzahlung zeitnah, im Idealfall tagesgenau. Deshalb ist die Teilzahlung bei Debit-Karten nicht möglich und somit kein Thema, über das Sie sich Gedanken machen müssen. Wollen Sie den Revolving Credit umgehen, wäre Debit also eine sichere Option.
Auch bei Prepaid-Karten existiert die Möglichkeit, Abrechnungsbeträge in Raten zu bezahlen, erst gar nicht. Prepaid funktioniert mittels eines Kreditkartenkontos. Das Guthaben des Kontos legt den Kreditrahmen fest. Das Geld hinterlegen Sie vorab.
Nur bei den sogenannten Charge- und Revolving-Karten sollten Sie auf Teilzahlung gefasst sein, wobei sie bei Charge-Kreditkarten eher unüblich ist. Charge-Karten werden zwar monatlich belastet, die Abrechnung erfolgt aber in der Regel in Höhe des in Anspruch genommenen Kreditrahmens. Sollte Ratenzahlung möglich sein – was von der Bank abhängig ist – entscheiden Sie als Kunde über die Höhe der Abschläge.
Revolving-Kreditkarten werden gerne als „echte Kreditkarten“ bezeichnet. Bei ihnen werden dem Nutzer je nach Bonität ein Kreditrahmen und die entsprechenden Rückzahlungskonditionen eingeräumt. Ist der Verfügungsrahmen ausgeschöpft, erfolgt dessen Rückzahlung in der Regel „revolvierend“. Das bedeutet, dass er erst wieder durch eine monatliche Ratenzahlung ausgeglichen werden muss.
Überblick über Kreditkarten und deren Zahlungsoptionen
Um auch kostenlose Kreditkarten möglichst rentabel zu gestalten, haben viele Anbieter, wie an anderer Stelle bereits erwähnt, die Teilzahlungsoption inzwischen vor eingestellt. Bei seiner Untersuchung testete das „Finanztest“-Magazin 23 verschiedene Karten. In zwei Fällen sei die Ratenzahlung nicht nur vor eingestellt, sondern auch nicht abwählbar gewesen. Es gäbe aber auch unter den kostenlosen Karten Angebote, die tatsächlich günstig seien.
Karten ohne Girokonto mit Teilzahlung
Bei der Advanzia Bank und der Santander Customer Bank fallen für Nutzer im Inland zwar keine direkten Kosten an, gratis sind beide aber deshalb noch lange nicht. Die Teilzahlung bei Kreditkarten ist die einzige Möglichkeit, einen Kreditrahmen automatisch zu revolvieren. Zudem verlangt die Advanzia Bank einen Jahrespreis von 20€, wenn Kunden mit der Karte im Ausland bezahlen oder Geld abheben.
Nutzung Inland | Nutzung Ausland |
|
Advanzia Bank | 0 | 20 |
Santander Customer Bank | 0 | 0 |
Karten ohne Girokonto und Teilzahlung, die aber umgestellt werden können
Bei Kreditkarten von Amazon, der Hanseatic und der Ikano Bank sowie der Barclaycard ist die Ratenzahlung zwar vor eingestellt, sie können aber zumindest von Kunden auf Vollzahlung umgestellt werden. Dies ist sowohl bei Beantragung der Karte als auch im Nachgang möglich, falls Sie bereits eine der Kreditkarten nutzen. Im Inland sind drei der vier Karten gänzlich kostenlos, im Ausland dagegen fallen die jährlichen Gebühren sehr unterschiedlich aus.
Nutzung Inland | Nutzung Ausland |
|
Amazon (Landesbank Berlin) | 20 | 121 |
Barclaycard | 0 | 40 |
Hanseatic Bank | 0 | 0 |
Ikano Bank | 0 | 91 |
Karten mit kostenlosem Girokonto, ohne Teilzahlung
Im Test gab es auch eine Reihe von Karten, die die Ratenzahlung ausschließen und mit einem kostenlosen Girokonto verknüpft sind. Eine von ihnen, die der DKB, war selbst im Ausland kostenfrei. Es muss lediglich sichergestellt werden, dass monatlich 700€ auf das Konto eingehen.
Nutzung Inland | Nutzung Ausland |
|
Comdirect Bank | 0 | 54 |
Consorbank | 0 | 35 |
DKB | 0 | 0 |
Fidor Bank | 0 | 4 |
ING-Diba | 0 | 35 |
N26 | 0 | 20 |
Norisbank | 0 | 14 |
Kreditkarten ohne Girokonto, ohne Teilzahlung
Auch bei einigen Kreditkarten ohne eigens geführtes Girokonto entfiel die Teilzahlung. Allerdings fallen für die meisten von ihnen Jahresgebühren an.
Nutzung Inland | Nutzung Ausland |
|
ADAC | 44 | 145 |
American Express | 55 | 183 |
ICS | 0 | 40 |
IKEA (Ikano Bank) | 0 | 91 |
Landesbank Berlin | 44 | 145 |
Payback (American Express) | 0 | 128 |
Postbank | 29 | 121 |
Targobank | 0 | 154 |
Tchibo | 0 | 96 |
Quelle Tabellen: „Finanztest“, Stand: 16.10.2017
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